Therapeut sitzt am Schreibtisch und blickt auf Unterlagen und Bildschirm – Symbol für Vergütung und Praxisalltag.
Von Kategorien: Henara News

Die Vergütung in der Physiotherapie steigt erneut – und trotzdem bleibt die Unsicherheit größer denn je. Das Jahr 2025 war für die Physiotherapie ein politisches Chaos mit Ansage: Die Schiedsstelle hatte im März eine deutliche Vergütungserhöhung beschlossen – die Kassen legten dagegen Klage ein – und trotzdem wurde die Erhöhung in den Praxen ausgezahlt.

Und jetzt, während die Klage immer noch läuft, steht schon die nächste Anpassung fest: Zum 1. Januar 2026 sollen die Vergütungen erneut steigen – diesmal um 2,49 %.

Klingt wild? Ist es auch. Aber lass uns sortieren, was das für Praxen wirklich bedeutet. Und wo trotz aller Unsicherheit echte Chancen liegen.

2025: Erhöhung beschlossen, ausgezahlt – und trotzdem vor Gericht

Im März 2025 setzte die Schiedsstelle Heilmittel eine Erhöhung von 4,01 % für die Physiotherapie durch. Weil die Kassen und Verbände sich vorher nicht einigen konnten, griff automatisch das Schiedsverfahren. Für das zweite Quartal wurde sogar eine temporäre Steigerung von 8,02 % festgelegt, um das entfallene erste Quartal auszugleichen.

Und dann kam die Überraschung: Der GKV-Spitzenverband reichte Klage ein – aber die erhöhten Vergütungssätze wurden trotzdem ab April in den Praxen ausgezahlt. Bis heute gibt es kein veröffentlichtes Urteil, das den Schiedsspruch bestätigt oder kippt. Das Ergebnis: Bezahlt Ja. Rechtlich geklärt Nein. Diese Mischung aus „wir zahlen, aber wir klagen“ ist für viele Praxen schwer zu verstehen – aber sie zeigt, wie angespannt die Situation zwischen Kassen und Heilmittelbranche inzwischen ist.

2026: Trotz laufender Klage gibt es eine neue Einigung

Warum gibt es überhaupt eine neue Erhöhung, wenn die letzte noch vor Gericht hängt? Ganz einfach: Solange kein Urteil vorliegt, bleibt der Schiedsspruch 2025 gültig. Und Verhandlungen für das Folgejahr laufen trotzdem – denn Kassen und Verbände brauchen Planungssicherheit.

Die neue Vereinbarung ab 1. Januar 2026 sieht eine Steigerung von 2,49 % vor. Sie wird als „Stabilisierungspaket“ verkauft – also als Versuch, Ruhe in eine völlig überhitzte Debatte zu bringen.

Was das Plus von 2,49 % konkret bringt

Damit du ein Gefühl bekommst, wie sich die neue Erhöhung im Alltag auswirkt, hier realistische Beispiele auf Basis der aktuellen Vergütungssätze 2025:

  • Krankengymnastik (KG)
    Aktuell: 28,91 €
    Neu: 29,63 €
    Mehr: +0,72 €

  • Manuelle Therapie (MT)
    Aktuell: 34,73 €
    Neu: 35,59 €
    Mehr: +0,86 €
  • Hausbesuche in betreuten Einrichtungen
    Hier greift zusätzlich eine strukturelle Änderung: Diese Einsätze werden künftig mit einer höher vergüteten Pauschale abgerechnet. Das bringt für Praxen, die viele mobile Behandlungen durchführen, sogar einen relevanteren Effekt als die 2,49 %.

Monatswirkung

Bei etwa 300 Behandlungen pro Monat ergibt sich ein Mehr von ungefähr 200–250 €.
Ein Plus – ja. Ein Befreiungsschlag – nein.

Was die Verbände sagen – Einordnung aus der Praxis

Verbandsperspektive

Laut verschiedenen Statements der Berufsverbände (u. a. VPT, IFK, VDB) ist der Streit um die 2025er Erhöhung ein Lehrstück dafür, wie angespannt die Situation geworden ist.Die Botschaft lässt sich so zusammenfassen:

„Die Kassen akzeptieren steigende Kosten der Praxen nicht ausreichend. Die Klage zeigt, wie sehr sie sich gegen faire Vergütung wehren.“ (paraphrasiert nach Verbandsreaktionen und Pressemitteilungen)

Für die Verbände ist klar: Das System ist aus dem Gleichgewicht. Die Erhöhung 2026 wird als wichtiges Signal gewertet – aber als viel zu kleiner Schritt.

Praxisperspektive

In Abrechnungsforen und Fachgruppen war 2025 vor allem ein Satz zu hören:

„Gut, dass das Geld gekommen ist – aber wenn ein Gericht das kippt, weiß keiner, was passiert.“ (aus gängigen Praxisforen und Abrechnungsgruppen paraphrasiert)

Diese Unsicherheit wirkt sich real aus: Viele Praxen haben zwar mehr Einnahmen, können aber mit langfristigen Entscheidungen (z. B. Gehälter, Investitionen) nur vorsichtig planen.

Warum das Plus nicht reicht – aber trotzdem wichtig ist

Ja, die Erhöhung ist klein. Ja, die Kosten steigen schneller. Und ja, das Verfahren zeigt, dass die Physiotherapie politisch nicht die stärkste Lobby hat.

Aber: Diese Erhöhung ist ein Signal in die richtige Richtung. Sie sagt: „Wir lassen das Niveau nicht wieder sinken.“ Gerade weil die 2025er Erhöhung so heftig angefochten wurde, ist das wichtig.

Wo für Praxen jetzt tatsächliche Chancen liegen

  • Stabilere Kalkulation
    Auch kleine Erhöhungen bringen Planungssicherheit fürs kommende Jahr.
  • Bessere Ausgangslage bei Mitarbeitergesprächen
    Die wirtschaftliche Basis ist etwas breiter – auch wenn sie nicht riesig wächst.
  • Hausbesuche werden wirtschaftlicher
    Die Änderung der Pauschalen könnte für manche Praxen sichtbare Effekte haben.
  • Effiziente Prozesse bringen mehr als 2,49 %
    Der ehrlichste Satz des Jahres: Mehr Vergütung bringt nur etwas, wenn die Abläufe sauber laufen. Digitale Lösungen wie SmartVO helfen, Reibungsverluste zu reduzieren und die kleinen Zuschläge nicht direkt wieder zu verlieren – nicht als Werbung, sondern als nüchterne Wahrheit.
  • Momentum nutzen
    Ein Jahreswechsel ist immer auch ein guter Zeitpunkt, interne Strukturen zu überdenken.

Ein Schritt nach vorne – aber noch lange nicht genug

Die Vergütungserhöhung 2026 ist kein Grund zum Feiern. Aber sie ist auch kein Grund für Zynismus. Sie ist: Ein wichtiges Signal. Eine kleine Entlastung. Ein Hinweis, dass Bewegung im System ist. Mehr aber auch nicht. Wer die Chance nutzt und Prozesse klug aufstellt, profitiert. Wer auf große Lösungen durch Politik wartet, wartet weiter.